Im letzten Artikel haben wir die Grundlagen der doppelten Buchführung mit Ledger gelernt. Jetzt wollen wir ein neues Buch beginnen, und diesmal wollen wir es so führen, dass es uns wesentlich mehr Information vermittelt als ein Blick in unseren Geldbeutel. Wir werden Unterkonten und Buchungsperioden kennenlernen.
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Unterkonten
Wie jedes gute Buchführungsprogramm erlaubt Ledger uns, Unterkonten anzulegen. Dadurch hat jedes Konto einen Pfad, ähnlich wie Dateipfade, aber mit einem Doppelpunkt (:
) als Trenner.
Wir machen wieder eine Zeitreise, diesmal zum 1. November 2014, und beginnen unser Buch mit dem Dateinamen tutorial2.ledger
:
2014-11-01 Start
aktiv:umlauf:bank:1234 200,00 EUR
aktiv:umlauf:kasse 150,00 EUR
aktiv:umlauf:port 35,00 EUR
aktiv:umlauf:spardose 4,30 EUR
eigen:start:archiv
Und wir werfen auch gleich einen Blick auf unsere Bilanz:
389,30 EUR aktiv:umlauf
200,00 EUR bank:1234
150,00 EUR kasse
35,00 EUR port
4,30 EUR spardose
-389,30 EUR eigen:start:archiv
Erneut haben wir mit zwei Hauptkonten begonnen, aber diesmal sind sie in Unterkonten aufgeteilt. Das Aktivkonto enthält ein Unterkonto für unser Umlaufvermögen, also für das Geld, das wir konkret besitzen. Da wir auch wissen wollen, wo das Geld ist, ist auch das Umlaufkonto in Unterkonten aufgeteilt. Wir besitzen eine Kasse (kasse
) mit 150 Euro, einen Geldbeutel (port
wie portabel oder Portemonnaie) mit 35 Euro, eine Spardose und ein Bankkonto. Da wir mehrere Bankkonten haben könnten, haben wir auch bank
in Unterkonten aufgeteilt.
Hier sehen wir auch gleich, dass eine Buchung sich aus mehr als zwei Posten zusammensetzen kann. Obwohl das im Privathaushalt eher die Ausnahme ist, werden wir einige weitere Beispiele davon sehen.
Buchführungsperioden
Anders als im letzten Artikel führen wir unser Buch nicht mehr fortlaufend, sondern in einzelnen Abschnitten, den Buchführungsperioden. Eine solche Periode geht dabei für uns einen Monat lang. Man kann natürlich auch andere Perioden wählen oder gar die Perioden variieren, aber es ist sinnvoll, eine zu wählen, die dieselbe Länge hat wie unsere periodischen Einnahmen und Ausgaben. Die meisten von uns beziehen monatlich Lohn und haben monatliche Ausgaben (Miete, Strom, etc.). Daher ist ein monatlich geführtes Buch fast immer die beste Wahl.
Unser Eigenkapital setzt sich aus zwei Teilen zusammen, um diese Perioden wiederzugeben, nämlich aus dem Startkapital und den Erfolgskonten.
Wir starten in den Monat mit einem bestimmten Startkapital (start
). Dieses setzt sich zusammen aus den monatlichen Gewinnen und Verlusten der vergangenen Perioden. Die Perioden, über die wir keine Aufzeichnungen haben oder die wir nicht mehr in der Kontenübersicht sehen wollen, befinden sich im Archiv. Da wir unser Buch erst jetzt beginnen, ist die gesamte Vergangenheit im Archiv.
Samstags ist Marktplatztag. Wir wollen auf dem Marktplatz einkaufen gehen. Dazu benötigen wir etwas mehr Bargeld. Um uns den Weg zum Bankautomaten zu ersparen, nehmen wir es einfach aus der Kasse:
2014-11-01 Barauszahlung
aktiv:umlauf:port 50,00 EUR
aktiv:umlauf:kasse
Eine solche Buchung zwischen aktiven Konten wird als Aktivtausch bezeichnet. Unser Vermögen ändert sich dadurch nicht. Wir haben jetzt 85 Euro im Geldbeutel und nur noch 100 Euro in der Kasse.
Erfolgskonten
Der zweite Teil des Eigenkapitals sind die beiden Erfolgskonten. Im letzten Buch hatten wir unsere Erträge und Aufwendungen in Verbindung mit dem Eigenkapitalkonto gebucht. Diesmal wollen wir etwas genauer sein. Nun, da wir genug Geld im Geldbeutel haben, gehen wir einkaufen:
2014-11-01 Marktplatz
eigen:aufwand:nahrung 40,30 EUR
eigen:aufwand:pflanzen 12,50 EUR
aktiv:umlauf:port
Unsere Bilanz nach dem Einkauf:
336,50 EUR aktiv:umlauf
200,00 EUR bank:1234
100,00 EUR kasse
32,20 EUR port
4,30 EUR spardose
-336,50 EUR eigen
52,80 EUR aufwand
40,30 EUR nahrung
12,50 EUR pflanzen
-389,30 EUR start:archiv
Die Konten aufwand
und später ertrag
werden als Erfolgskonten bezeichnet. Streng genommen ist der Name aufwand
falsch (es müsste aufwendungen
heißen), aber wir bevorzugen den kürzeren Namen gegenüber der strikten Sprachgenauigkeit.
Wir haben also in diesem Monat bereits Aufwendungen gehabt. Wie im letzten Buch haben wir diese zum Eigenkapital aufgebucht, allerdings diesmal getrennt vom Startkapital.
Fast hätten wir vergessen, dass die Miete fällig ist. Diese können wir noch nicht bezahlen, da wir unseren Lohn noch nicht erhalten haben. Daher buchen wir sie aus dem Fremdkapital heraus:
2014-11-01 Miete
eigen:aufwand:wohnung 600,00 EUR
fremd:vermieter
Diese Buchung bedarf einer Erklärung. Fremdkapital ist, wie wir gesehen haben, gewissermaßen das, was wir uns ausgeliehen haben. Hier haben wir uns aber nichts ausgeliehen, oder? Doch, buchhalterisch betrachtet schon. Der Vermieter hat uns 600 Euro geliehen, von denen wir direkt die Aufwendung getätigt haben. So direkt, dass das Geld an sich nie bei uns angekommen ist. Nun schulden wir dem Vermieter diese 600 Euro.
Glücklicherweise haben wir nicht nur Aufwendungen zu verzeichnen, denn wir bekommen ja noch Lohn. Wir haben ihn zwar noch nicht bekommen, aber er steht uns zu. Wir erheben eine Forderung gegenüber unserem Arbeitgeber Zek. Daher ist er aktiv und sollte gleich gebucht werden. Forderungen buchen wir in ein eigenes Aktivkonto zahlbar
:
2014-11-01 Zeks Bankenimperium
aktiv:zahlbar:zek 1.800,00 EUR
eigen:ertrag:lohn
Es ist praktisch, für jede Person bzw. Firma ein eigenes Unterkonto unter aktiv:zahlbar
und fremd
zu erstellen, denn so sehen wir immer schon direkt in der Bilanz, wer uns wie viel schuldet und wem wir wie viel schulden. Bilanz:
2.136,50 EUR aktiv
336,50 EUR umlauf
200,00 EUR bank:1234
100,00 EUR kasse
32,20 EUR port
4,30 EUR spardose
1.800,00 EUR zahlbar:zek
-1.536,50 EUR eigen
652,80 EUR aufwand
40,30 EUR nahrung
12,50 EUR pflanzen
600,00 EUR wohnung
-1.800,00 EUR ertrag:lohn
-389,30 EUR start:archiv
-600,00 EUR fremd:vermieter
Der Name zahlbar
ist willkürlich aus der englischen Bezeichnung accounts payable für das Forderungskonto übersetzt. Wir bevorzugen mal wieder den kürzeren Namen.
Unser Vermögen beträgt 2.136,50 Euro. Davon haben wir auf 336,50 Euro direkt Zugriff. Nun schlafen wir zwei mal. Es ist Montag, und Zek hat unser Geld überwiesen. Dies ist wieder ein Aktivtausch, da sich unser Vermögen nicht verändert:
2014-11-03 Zeks Bankenimperium
aktiv:umlauf:bank:1234 1.800,00 EUR
aktiv:zahlbar:zek
Davon gleichen wir sofort unsere Mietschuld aus:
2014-11-03 Miete
fremd:vermieter 600,00 EUR
aktiv:umlauf:bank:1234
Auch diese Buchung muss erklärt werden. Wir sind soeben 600 Euro losgeworden. Warum ist das keine Aufwendung? Weil die Aufwendung bereits getätigt wurde und wir jetzt nur noch unsere Schulden bezahlen, die daraus entstanden sind. Verloren hatten wir das Geld bereits am 1. November!
Erträge und Aufwendungen können wir übrigens so genau nehmen wie wir möchten. Wenn wir nach der Arbeit etwas essen oder trinken gehen, können wir etwa zwischen Preis und Trinkgeld unterscheiden:
2014-11-03 Quarks Bar
eigen:aufwand:gastro 23,30 EUR
eigen:aufwand:trinkgeld 1,70 EUR
aktiv:umlauf:port
Monatsabschluss
Wir schlafen eine ganze Weile und wachen am Abend des 30. November 2014 auf. Unsere aktuelle Bilanz sieht folgendermaßen aus:
1.511,50 EUR aktiv:umlauf
1.400,00 EUR bank:1234
100,00 EUR kasse
7,20 EUR port
4,30 EUR spardose
-1.511,50 EUR eigen
677,80 EUR aufwand
23,30 EUR gastro
40,30 EUR nahrung
12,50 EUR pflanzen
1,70 EUR trinkgeld
600,00 EUR wohnung
-1.800,00 EUR ertrag:lohn
-389,30 EUR start:archiv
Der Monat ist vorbei. Daher wird es Zeit, ihn abzuschließen. Wir führen die so genannte Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) durch. Das heißt nichts anderes als dass wir alle Erträge und Aufwendungen ins Startkapital hineinbuchen:
2014-11-30 GuV
eigen:aufwand:gastro = 0 EUR
eigen:aufwand:nahrung = 0 EUR
eigen:aufwand:pflanzen = 0 EUR
eigen:aufwand:trinkgeld = 0 EUR
eigen:aufwand:wohnung = 0 EUR
eigen:ertrag:lohn = 0 EUR
eigen:start:2014:11
Wenn wir als Buchungsbetrag = 0 EUR
schreiben, dann buchen wir damit genau den Betrag, der das Konto auf 0 Euro reduziert. Im Fall von eigen:aufwand:pflanzen
etwa buchen wir hier genau -12,50 Euro. Wir werfen einen Blick auf die Bilanz, die nach der GuV schon wesentlich aufgeräumter aussieht:
1.511,50 EUR aktiv:umlauf
1.400,00 EUR bank:1234
100,00 EUR kasse
7,20 EUR port
4,30 EUR spardose
-1.511,50 EUR eigen:start
-1.122,20 EUR 2014:11
-389,30 EUR archiv
Das Startkapital für Dezember setzt sich nun zusammen aus der archivierten Vergangenheit und dem Gewinn (in Höhe von 1.122,20 Euro), den wir im November erwirtschaftet haben. Nun vergeht der Dezember. Den simulieren wir hier mit einer einzigen Buchung:
2014-12-01 Dezember
eigen:aufwand:nahrung 250,00 EUR
eigen:aufwand:wohnung 600,00 EUR
eigen:ertrag:lohn -1.800,00 EUR
aktiv:umlauf:bank:1234 950,00 EUR
Wieder führen wir eine GuV durch, um den Dezember abzuschließen:
2014-12-31 GuV
eigen:aufwand:nahrung = 0 EUR
eigen:aufwand:wohnung = 0 EUR
eigen:ertrag:lohn = 0 EUR
eigen:start:2014:12
Im Eigenkapital der Bilanz sehen wir, dass wir erneut einen Gewinn gemacht haben, aber diesmal war er nicht so hoch wie im November:
-2.461,50 EUR eigen:start
-2.072,20 EUR 2014
-1.122,20 EUR 11
-950,00 EUR 12
-389,30 EUR archiv
Diese Liste wächst natürlich mit der Zeit. Daher können wir ab und zu mal aufräumen, indem wir die einzelnen 2014-Monate archivieren. Wir möchten aber immer noch sehen, wie sich unser Kapital im Jahr 2014 insgesamt entwickelt hat. Daher legen wir unter 2014
ein Unterkonto archiv
an, unser Jahresarchiv, in dem wir alle Monate zusammenfassen:
2014-12-31 Archiv
eigen:start:2014:11 = 0 EUR
eigen:start:2014:12 = 0 EUR
eigen:start:2014:archiv
Diese Monatsarchivierung können wir auch während des Jahres vornehmen, wenn wir wollen. Falls wir beispielsweise immer nur die letzten drei Monate sehen wollen, buchen wir einfach etwa am Ende des Monats April das Startkapital vom Januar ins Jahresarchiv, Ende Mai buchen wir den Februar ins Jahresarchiv, etc.
Irgendwann, vielleicht am Ende des Jahres 2024, interessiert uns das Jahr 2014 überhaupt nicht mehr. Dann können wir es endgültig archivieren, indem wir den Kontostand ins Gesamtarchiv umbuchen:
2024-12-31 Archiv
eigen:start:2014:archiv = 0 EUR
eigen:start:archiv
Das Eigenkapital können wir verwalten wie wir wollen. Wir können etwa gänzlich auf eine Unterteilung des Startkapitals verzichten und unsere GuV direkt über eigen:start
abschließen. Auch eine Unterteilung in einzelne Ertrags- und Aufwendungskategorien dient nur unserer persönlichen Übersicht.